Workshop »Gender on Stage«

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Die Theaterwissenschaft hat in den letzten Jahrzehnten immer wieder darauf hingewiesen, dass in Aufführungen viele verschiedene Phänomene und Ereignisse performativ hervorgebracht werden: Räume, Körper, Klänge, Bedeutungen etc. Doch ein Aspekt, der noch in Judith Butlers Performativitätskonzept eine zentrale Rolle spielt, wurde in der theaterwissenschaftlichen Theoriebildung weitestgehend vernachlässigt – Gender. Seit jeher bildet Gender allerdings eine wesentliche sowohl ästhetische als auch soziale und institutionelle Dimension bei der Produktion und Aufführung von Theater, Oper und Musik, ja erfährt aktuell in diversen Performances sowie in Diskursen über die Organisation von Kulturbetrieben besondere Beachtung

Dies bietet Anlass für den Workshop GENDER ON STAGE, bei dem gemeinsam mit Wissenschaftler*innen und Künstler*innen der Frage nachgegangen werden soll, wie Gender heute auf und hinter der Bühne verhandelt wird.

Dabei sollen vor allem zwei Bereiche in den Fokus genommen werden:

Erstens die performenden Künstler*innen und ihre Ästhetik: Welche Genderkonzepte verhandeln die Performer*innen auf der Bühne? Welche Gendervorstellungen prägen die derzeitige Theater-, Musik- und Performance-Ästhetik? Und wie wichtig ist für Musiker*innnen und Performer*innen derzeit das Thema Gender? Lassen sich hier Unterschiede zwischen den Genres, zwischen freier Szene und Institutionen aufzeigen? Trifft die erste Einschätzung, dass sich Performer*innen und Composer-Performer*innen zunehmend diesem Thema widmen, während die alten Rollen- und Besetzungsklischees im Sprechtheater unverbrüchlich weiterwirken, tatsächlich zu?

Zweitens sollen die Institutionen, die Aufführungen ermöglichen und sie reflektieren, in den Fokus rücken: Wie hängen Genderzuschreibungen mit Arbeitsprozessen und -strukturen zusammen? Inwiefern formen Produktionsbedingungen Gendervorstellungen? Welchen Hindernissen begegnen Künstler*innen und welche Strategien entwickeln sie, um mit ihnen umzugehen? Und ganz konkret: Wie könnten mehr Frauen in höhere künstlerische Positionen (Regisseur*innen, Intendant*innen) gelangen? Widerspricht eine Quotenregelung – wie oftmals behauptet – tatsächlich der Freiheit der Kunst?

Diese und weitere Fragen sollen während des Workshops diskutiert und dadurch die bislang in der Theatertheorie vernachlässigten Gender-Aspekte von Aufführungen sowie ihrer Produktion in Musik, Theater und Oper und auch in der Gesellschaft, wo Geschlecht ebenso wie auf der Bühne aufgeführt wird, in den Blick genommen werden. Durch die naheliegende Einbeziehung nicht nur ästhetischer, sondern auch institutioneller Aspekte soll zudem der meist ästhetische Fokus der Theaterwissenschaft um soziale Dimensionen erweitert und dementsprechend neue methodische Zugänge erörtert  werden.

Konzipiert und moderiert von Irene Lehmann (ITM), Rainer Simon (Berlin), Katharina Rost (Bayreuth).

Eintritt frei.

Programm

Veranstaltungsort: Experimentiertheater (Bismarckstr. 1, 91054 Erlangen)

Samstag, 26. Mai 2018
14.00 Uhr
Begrüßung

14.15 – 16.00 Uhr: Kritik der Institutionen?

  • Ellen Koban (Heidelberg): Tiefenstruktur und Tiefengestaltung – Un/doing Gender im deutschen Theaterbetrieb
  • Azadeh Sharifi (München): The future is (not) female, it is Two-Spirit, trans and non-binary! Eine intersektionale und postkoloniale Perspektive auf die deutsche Theaterszene
  • Katja Prussas (Nürnberg): Theatermacherinnen und der Weg durch die Institution Theater

16.30 – 17.00 Uhr
Kaffeepause

17.00 – 18.30 Uhr: Praxis-Reflexionen I

  • Neslihan Arol (Berlin): Gender in Comedy: Reflections from a Practitioner-Researcher
  • Pia Palme (Wien): No Noise is an Island – Gender als performative Vielstimmigkeit

Sonntag, 27. Mai 2018
11.00 Uhr
Resümee des Vortags

11.15 – 12.45 Uhr: Zur Ästhetik gegenwärtiger Gender-Performances im Theater

  • Eike Wittrock (Hildesheim): Tunten und die Theorie. Überlegungen zum Theorie-Praxis-Transfer in zeitgenössischen Drag Performances
  • Jenny Schrödl (Berlin): Gender im Gegenwartstheater: Ästhetische Strategien, Motive und Diskurse

12.45 – 13.15 Uhr
Mittagspause

13.15 – 15.30 Uhr: Praxis-Reflexionen II

  • Jeremy Wade (Berlin): I Improvise
  • Jen Rosenblit (Berlin): I’m gonna need another one

Gefördert durch Landesmittel des Freistaats Bayern zur Realisierung der Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre.

Photo: Jen Rosenblit, Clap Hands (2016)
(c) Maria Baranova-Suzuki