ITM: Neue Publikation zum Opernsymposium »Antiziganismus in Oper und Operette«

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Im November 2021 fand als Kooperation des Staatstheaters Nürnberg mit dem Institut für Theater- und Medienwissenschaft das Opernsymposium »Antiziganismus in Oper und Operette« statt. Die aus dem Symposium entstandene Publikation ist nun erschienen und an den Kassen des Staatstheaters Nürnberg erhältlich.

Aus dem Grußwort des Staatsintendanten Jens-Daniel Herzog:

Als Theaterleute stoßen wir in klassischen Stücken häufig auf Probleme, die sich daraus ergeben, dass diese Werke aus einer anderen Zeit kommen und für ein anderes Publikum als das heutige geschrieben sind. Dabei ergeben sich in vielen Zusammenhängen Widersprüche zwischen einem historischen Weltbild und dem unseren, die wir für unsere Arbeit fruchtbar machen müssen.
Wir müssen über ein Problem sprechen: Wir wollen Opern wie Carmen, den Troubadour und einige andere spielen, wollen dabei aber nicht diskriminieren und Klischees reproduzieren. Ich bin zwar überzeugt, dass das gelingen kann und dass uns diese Werke sogar dabei helfen können, Ausgrenzung zu verhindern. Dabei können wir uns aber nicht nur auf unser Wissen und unsere Sensibilität verlassen, sondern brauchen Hilfe von Expertinnen und Experten und insbesondere von Betroffenen.

Aus der Einleitung von Georg Holzer und Clemens Risi:

Ein Bewusstsein und Sensorium für Rassismus und Aktivitäten und Programme zur Sensibilisierung für Rassismus und zur Abwehr von Diskriminierung gibt es bereits seit längerem. Die vor wenigen Jahren entbrannte Debatte über »blackfacing« im Theater lässt sich daher als ein gutes Zeichen lesen – nämlich für die Bewusstwerdung der Probleme. Ein Bewusstsein für Antiziganismus dagegen scheint es bislang nur in allerersten Ansätzen zu geben, und das gilt sowohl für die Gesellschaft, in der wir uns bewegen, als auch für die Kunstwerke und Kulturinstitutionen, in denen wir mit dem Niederschlag von Antiziganismus in Bühnenwerken konfrontiert sind; das Schlimme ist: zumeist ohne dies zu bemerken geschweige denn zu reflektieren.
Um diesem Missstand zu begegnen, hat das Staatstheater Nürnberg in Kooperation mit dem Institut für Theater- und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu einem Symposium eingeladen. Das Problem des Antiziganismus in der Oper muss zur Sprache kommen! Wir haben zu diesem Symposium Expertinnen und Experten eingeladen, die sich in verschiedenen Feldern bereits ausführlich mit dem Thema des Antiziganismus beschäftigt haben und wichtige Stimmen in der Agenda der Sensibilisierung und Bewusstwerdung für Antiziganismus sind.

Beiträger:innen des Symposiums: Hans-Peter Frings (stellvertretender Staatsintendant und stellvertretender Operndirektor am Staatstheater Nürnberg), Kirsten von Hagen (Professorin für Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen), Georg Holzer (Chefdramaturg für Oper, Ballett und Konzert am Staatstheater Nürnberg), Verena Lehmann (Referentin in der Bildungsstelle im Verband Deutscher Sinti und Roma, Landesverband Baden-Württemberg e. V.), Frank Reuter (wissenschaftlicher Geschäftsführer der Forschungsstelle Antiziganismus am Historischen Seminar der Universität Heidelberg), Clemens Risi (Inhaber des Lehrstuhls für Theaterwissenschaft am Institut für Theater- und Medienwissenschaft der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Isolde Schmid-Reiter (Professorin am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien sowie Generalsekretärin und Vorstandsmitglied der Europäischen Musiktheater-Akademie)

Inhaltsverzeichnis der Publikation:

  • Kirsten von Hagen: »Inszenierte Alterität. Der Fall Carmen in Novelle und Oper«
  • Isolde Schmid-Reiter: »Imaginierte Fremdheit. Stereotyp und Klischee in der Wiener Operette«
  • Frank Reuter: »Marker, Maske, (An-)Verwandlung. Visuelle Strategien der ›Zigeuner‹-Konstruktion«
  • Clemens Risi: »Zu den Inszenierungen Der Troubadour von Peter Konwitschny und Carmen von Vera Nemirova«
  • Abschlussdiskussion mit Diskussionsbeiträgen von Hans-Peter Frings, Kirsten von Hagen, Georg Holzer, Verena Lehmann, Frank Reuter und Clemens Risi

Die Publikation ist an den Kassen des Staatstheaters Nürnberg erhältlich.